Tobias Dyka und Charlotte Bachmair leiten ab diesem Schuljahr gemeinsam das beneVolens-Projekt „Entrepreneurship- Hauptschüler als Unternehmer“ an der Hauptschule Kamen. Tobias Dyka ist bereits zum dritten Mal als Referent dabei, Charlotte Bachmair zum ersten Mal.  Im Interview erzählen sie über die Erfolge der vergangenen Jahre, die Sicht der Kamener Bürger auf das Projekt und was Döner und Seife miteinander zu tun haben.

bV: Lieber Tobias, liebe Charlotte: Das Entrepreneurship-Projekt wurde 2016 gegründet und ist jetzt in seine vierte Runde gestartet. Seid ihr aufgeregt?

Charlotte: Weniger aufgeregt, aber gespannt bin ich auf jeden Fall. Ich bin ja neu im Projekt mit dabei. Und ich finde es immer spannend eine neue Gruppe kennen zu lernen. Wie sind die so? Was für Arten von Menschen sind da drin? Tobias hat ja diese Erfahrungen in den letzten Jahren schon gemacht.

Tobias: Stimmt, aufgeregt bin daher ich nicht. Aber ich bin auch gespannt, was die Schülerfirma dieses Jahr auf die Beine stellt. Was wird wohl das Besondere an diesem Schuljahr sein? Letztes Jahr waren das die Werbeclips und die Special Edition der Seife – mal schauen, was die Schülerinnen und Schüler dieses Jahr für Ideen haben.

bV: Blicken wir doch bei dem Stichwort erst einmal zurück. Wie lief denn das Projekt letztes Jahr?

Tobias: Wir haben insgesamt knapp 170 Seifen verkauft und die Jugendlichen haben das ganze Projekt ziemlich gut angenommen. Wie erwähnt haben wir am Ende eine schwarze Sonderedition der Seife erstellt, die innerhalb von einer halben Stunde ausverkauft war. Das war schon die richtige Entscheidung der Jugendlichen, da was Besonderes einzubauen. Unser Highlight war dann noch der Abschluss: Von einem Teil der Einnahmen haben wir uns einen Dönerspieß bestellt und haben in der Schule Döner gegessen. Also wie man das aus der Dönerbude kennt, ein richtiger großer Spieß. Das war schon klasse für alle.  

Charlotte: Und nicht nur die Jugendlichen haben sich positiv zum letzten Jahr geäußert, sondern auch der Kamener Bevölkerung. Die Seife wurde ja dort auf dem Wochenmarkt verkauft und die haben gut zugeschlagen.

Tobias: Ich kann mich an eine Situation erinnern, als eine alte Dame zu uns kam und meinte: „Ach, ich dachte sie stehen hier jede Woche, ich kaufe mir direkt mal drei, dann hab ich vorgesorgt.“

bV: Wie sieht denn im Vergleich dazu dieses Schuljahr aus, gibt es da schon konkrete Pläne?

Charlotte: Wir haben uns jetzt schon ein paar Mal getroffen, auch wenn jetzt erst die Herbstferien dazwischen waren. Als nächstes steht dann eine Betriebsbesichtigung bei La Mer in Cuxhaven an. La Mer unterstützt das Projekt mit Materialien und ihrem Fachwissen. Über die galt es sich dann erstmal durch Referate zu informieren und wir schauen uns natürlich allgemein an, wie so eine Firma aufgebaut ist und was es für Aufgaben gibt. Und dann werden die Jugendlichen sich bald schon auf die verschiedenen Abteilungen der Schülerfirma aufteilen.

bV: Plant ihr große Neuerungen im Projekt oder wird sich das erst alles mit der Zeit ergeben?

Charlotte: Wir wollen auf jeden Fall eine neue „Controlling-Gruppe“ einführen, die alle Termine im Blick hat und schaut, was haben wir bis jetzt, was brauchen wir noch. Also die die ganze Firma noch etwas steuert und auch Verantwortung von uns als Teamern wegnimmt. Damit bekommen die Jugendlichen noch mehr den Blick für das Ganze und sehen, wie die Prozesse da ablaufen.

Tobias: Außerdem überlegen wir, ob wir in Cuxhaven quasi eine offizielle Firmengründung machen wollen. Das wir denen quasi einen Vertrag für das Schuljahr vorlegen und erklären, „So fängt das auch im richtigen Leben an, wenn man irgendwo anfängt zu arbeiten und das und das sind die Punkte, die in so einem Vertrag wichtig sind.“ Angepasst für unsere Schülerfirma natürlich.

Charlotte: Da steht dann sowas drin wie „Die Urlaubszeiten berufen sich auf die Ferienzeiten NRW“

Tobias: Oder das die Vergütung nicht geldlich erfolgt, sondern in Form eines Gruppenausflugs.

bV: Oder in Form eines gemeinsamen Döner-Essen.

Charlotte: Oder so! Ich würde mich außerdem freuen, wenn wir das Thema Nachhaltigkeit und Umwelt und Soziales behandeln können. Es gab zum Beispiel letztes Jahr schon die Anfrage von Kunden, dass sie gerne Nachfüllpacks haben möchten. Und klar, wir müssen schauen ob die Schüler das wollen, aber wenn das Interesse von außen da ist, ist das ja nochmal was Anderes als wenn wir das einbringen.

Tobias: Ansonsten geben wir denen aber inhaltlich nichts vor. Das kommt dann alles von den Schülerinnen und Schülern. Also wenn die Gruppe sagt, wir wollen das machen, dann setzen wir das auch um. Charlotte und ich versuchen das dann natürlich ein bisschen anzuleiten. Klar ist, wie Charlotte sagt, Nachhaltigkeit im Moment ein wichtiges Thema und wenn schon Leute nachgefragt haben, wollen wir den Schülerinnen und Schülern nahelegen, dass es Menschen gibt, die daran denken und dadurch ja auch Abnehmer sind.  Aber von uns aus gibt es sonst keine großen Impulse, deshalb ist es ja auch eine Schülerfirma.  

bV: Wo glaubt ihr wird sich das Projekt in den kommenden Jahren hin entwickeln?

Tobias: Also wir hoffen auf jeden Fall erstmal, dass La Mer uns auch die nächsten Jahre unterstützt. Es ist ganz wichtig, die Jugendlichen schon mal an die Berufswelt ran zubringen. Das hilft denen enorm. Und ich denke, dass wir schwerpunktmäßig erstmal in Kamen bleiben. Die Seife hat sich da schon einen Namen gemacht. Es gab zum Beispiel vor kurzem die Anfrage, dass die Stadt Kamen alle Seifenbehälter im Rathaus mit unserer Seife auffüllen möchte…

Charlotte: Was natürlich nicht möglich ist, sowas können wir nicht stemmen. So eine Massenproduktion ist ja auch nicht in unserem Interesse. Es geht ja auch darum, dass die Schülerinnen und Schüler Kontakt zu Kunden haben. Eine Massenproduktion, in der die Seife nur noch in der Stadt verteilt wird, das sind nicht mehr wir. Aber trotzdem sieht man daran, dass das Projekt in Kamen super etabliert ist und es sinnvoll ist, da zu bleiben. Auch die Schule und die Lehrkräfte stehen total dahinter.

bV: Abschließend, was erreicht ihr mit dem Projekt?

Tobias: Also wenn ich daran denke, dass wir mit den Jugendlichen bald wieder Döner bestellen können… Nein Spaß beiseite. Also ich glaube sie nehmen da ganz viel draus mit. Die Wertschätzung, wenn die dann auf dem Markt stehen und ganz viele dahin kommen und sagen“ Wow, die Seife ist gut“ und wo die Schüler dann sagen können „Das haben wir gemacht, das waren unsere Ideen“ und da dann ein Feedback kommt. Da gehen die mit einem guten Gefühl mit nach Hause.

Charlotte: Und sie lernen nochmal ihre eigenen Stärken kennen. Durch die verschiedenen Bereiche, die sich im Laufe der Zeit entwickeln, können die Schüler erkennen, in welchem Bereich habe ich meine Stärken, wo kann ich mich nochmal drauf fokussieren? Das ist glaube ich im Alltag oft schwierig zu erkennen und da können die gucken: Vielleicht kann ich gut zeichnen, dann kann ich das Logo entwickeln. Ich habe vorher schon mal ein Video geschnitten und kann da meine Stärke auch wirklich ausspielen und verstärken. Das Projekt ist nicht nur für die konkrete Berufswahl, sondern um überhaupt zu wissen, was man machen möchte, ganz ganz wichtig. Also ich glaube das es für die spätere nicht nur Berufswahl, sondern halt auch um überhaupt zu wissen, was man machen möchte, ganz ganz wichtig ist.


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